Blockchains @ Telcos

Einsatzbereiche – Use Cases für Telcos

Das Geschäft von Telekom-Anbietern (Telcos) und Dienstleister ist an vielen Stellen auf Vertrauen angewiesen. Der Netzbetreiber muss sicherstellen, dass nur berechtigte Teilnehmer in seinen Netzen sind und diese eindeutig technisch wie wirtschaftlich identfizierbar und eineindeutig bzw. einmalig vorhanden sind.

Der Vermittler von Telekom-Verträgen muss regulatorische Anforderungen wie Identifizierung, Geldwäscheprüfung erfüllen und ist natürlich auch daran interessiert, dass Inkasso für erbrachte Dienstleistungen sicherzustellen. So ergeben sich eine ganze Reihe von Nutzungsszenarien.

Prima vista wären folgende Use Cases prinzipiell denkbar und sinnvoll:

  • Vermittlung (Neu- und Bestandskundenakquise)
  • Identity Management
  • Vertragsmanagement
  • Netzmanagement
  • Payment – Digital asset transactions

Blockchains – eine kurze Übersicht

Blockchains sind digitale Transaktionsbücher (vergleichbar den Hauptbüchern bspw. in der doppelten Buchführung), welche mehrfach von beliebig vielen Verwendern gehalten und gegenseitig aktualisiert werden.

Jede Transaktion und deren Aggregation in Blöcken referenziert sich auf den vorhergehenden, so dass eine digitale Kette entsteht. Die Referenzierung erfolgt durch kryptographische Verfahren, welche die Integrität und Konsistenz sicherstellen und Manipulationen an beliebigen Kettengliedern transparent machen.

Durch die gleichzeitige Haltung und ständige Aktualisierung kann jeder Verwender der Blockchain jede Transaktion nachvollziehen. Dadurch entsteht Vertrauen. Eine separate Vertrauensinstanz ist nicht erforderlich). Blockchains eignen sich deshalb besonders für vertrauensbasierte Geschäftsprozesse.

Über die angewandete Verschlüsselung (Kryptographie) können in eine Blockchain Zusatzinformationen eingebracht werden (z.B. eindeutige Codes von Dateien; Hash) oder Algorithmen implementiert werden, welche Zustände von externen Quellen abfragen und ihrerseits Aktionen auslösen können (Smart Contracts).

Betrieb und Erweiterung der Blockchain durch neue Kettenglieder erfolgt über das so genanne Mining. Auch deshalb eignen sich Blockchains nicht für sehr große Datenmengen.

Weitere Artikel zu Blockchains und deren Einsatzmöglichkeiten von mir finden Sie hier: Blockchain & Smart ContractsTimestampingBlockchain Lotterie und Blockchain – Salesforce me!.

Use Case Vermittlung

Unabhängig von Kanal erfolgt die Vermittlung von Mobilfunkverträgen gestützt von elektronischer Datenverarbeitung.

Wesentliche Prozesseschritte sind:

  • Präsentation und Auswahl Tarifwerk, Tarif, Kundengruppe, Leistungsmerkmale
  • Erfassung von Interessenten- und Kundenstammdaten inkl. Adressvaldierung/-prüfung
  • Bonitätsprüfung
  • Identfikationsfeststellung
  • Dokumentation inkl. Einwilligung des Kunden (Unterschrift)
  • Auslösung von nachgelagerten Prozessen (Kartenversand, Welcome-Package, Debitorenbuchhaltung, Provisionsabrechnung…

Blockchains haben für diesen Themenkreis voraussichtlich nur eine geringe Bedeutung. Denkbar wäre ihr Einsatz bei der Identifikation von neuen Telecom-Kunden. Dazu müssten deren Stammdaten in der genutzten Blockchain vorhanden sein (vgl. unten). Eine weitere, verwandte Einsatzmöglichkeit wäre das Fraud Management bei der Erkennung und Prävention von nicht solventen Interessenten oder Interessenten/Kunden gegen die ordnungsrechtliche Bedenken vorliegen (z.B. Geldwäschestörer, Personen gegen die Sanktionen vorliegen) oder die eine unregelmäßige Bedienung der finanziellen Verpflichtungen erwarten lassen.

Use Case Identifikation

Wie bereits oben kurz dargestellt, könnte die Blockchain prinzipiell bei der Beglaubigung von bereits hinterlegten Identifikations- und Authenfikationsangaben von natürlichen und juristischen Personen dienen.

Spezifisch könnten dies sein:

  • Beglaubigung der Beglaubiger (Vermittler)
  • Nachweis der Identität von Interessenten und Kunden

Rechtsquellen:

  • § 95 Absatz 4 Telekommunikationsgesetz (TKG): Vorlage eines amtlichen Ausweises verlangen.
  • § 111 TKG: bei Prepaid durch Personalausweis oder andere Verfahren und Prozesse bei beauftragten Dritten gem. Amtsblatt Bundesnetzagentur (z.B. Hermes Ident, PostIdent, VideoIdent, Vorabidentifikation, nPA).

Der dazu notwendige IT-Service könnte insbesondere als Identity as a Service genutzt werden. Eine Blockchain kann die Vertrauenswürdigkeit der von Dritten bezogenen Daten verbessern bzw. gewährleisten.

Gleichwohl sind diese Services bereits heute etabliert und werden von Dritten (Schober, Riser, Schufa, Telcos selbst, Post, VideoIdent…) angeboten.

Use Case Vertragsmanagement

Das Vertragsmanagement (Kontokorrent) wird von den Telcos heute entweder selbst oder ausgelagert betrieben und ist geprägt von hochperformanter Massendatenverarbeitung und darauf abgestimmten EDV-Tools (z.B. SAP FI-CA).

Gleichwohl ist noch ein nicht zu vernachlässigender manueller Aufwand und eine nach wie vor nicht stark ausgeprägte Nutzung der vorhandenen Daten für weitere Business-Zwecke zu beobachten.

Blockchain-Technologien wie Smart Contracts könnten hier den Automatisierungsgrad weiter steigern, bspw. durch die automatisierte Überwachung Zahlung der Monatsrechnung oder der Freigabe bzw. Sperre der Netznutzung abhängig von der Inkasso-Situation bzw. Mahnwesen.

Weiterhin wären Dienste wie die Feststellung der Roaming-Berechtigung oder die Abbildung von temporären Diensten über Micro-Contracts (Netzdienste und Dienstleistungen auf Zeit) vorstellbar.

Ebenso könnte die heute bestehende Supply Chain in einer Blockchain abgebildet werden und so die Wertschöpfung und der Prozessablauf revisionssicher und transparent dokumentiert werden.

Praxisbeispiel: Telekom Security Blockchain

Use Case Netzmanagement

Thematisch angelehnt an das Vertragsmanagement lassen sich auch die administrativen Teile und ausgewählte technische Prozesse im Rahmen ein Blockchain abbilden:

Use Case Payment – Digital assests transactions

Die stärkste Verbreitung haben Blockchains heute in Form von unregulierten, digitalen Gütern/Geld (FIAT-Währungen) wie bspw. Bitcoin, Ethereum, LiteCoin usw.

Es wäre deshalb naheliegend, den Ausgleich der monetären Verpflichtungen aus Telecom-Diensteverträgen auch über diese Währungen zu ermöglichen. Dazu kann der Kunde Mobile Wallets usw. einsetzen.

Auch wäre die Zahlung von Kleinstbeträgen und Micropayments darüber vorstellbar.

Für Kunden, welche nicht über belastbare europäische Bankverbindung verfügen, könnte dies – unter Beachtung der jeweiligen Regulierung zur Geldwäsche – ein gangbarer Weg zum dauerhaften Betrieb eines Telecom-Dienstevertrages sein.

Inspiriert von der überragenden Bedeutung von Mobilfunkgeräten für den Peer-to-Peer-Payment-Verkehr im afrikanischen Markt wäre es denkbar, den Telecom-Vertrag um eine Wallet-Komponente zu erweitern und somit ein ubiquitäres Peer-to-Peer-Zahlungsmittel zu generieren, welches in Wettbewerb zu bisherigen Banking und Fintech-Vorschlägen und Realisierungen tritt.

Kombinierter Einsatz Krypto-Währungen und Telco-Blockchain in Entwicklungsländern

Die Garantenstellung des Telekom-Betreibers (dieser sorgt für Abrechnung, Netzzugang und -stabilität, Inkasso, Compliance etc.) könnte für diese Fälle komplett von der Blockchain übernommen werden. Damit käme die wichtigste Funktionalität der Blockchain, der Bereitstellung von dezentralen Vertrauen in potenziell nicht vertrauenswürdigen Umgebungen, zum tragen. Der Blockchain-Einsatz gewährleistet maximale Transparenz beugt dolosen Handlungen vor.

Konsequent wäre es, die Verrechnung der Dienstleistungen im Rahmen einer eigenten Krypto-Währung und Krypto-Börse bereitzustellen. Damit wäre nicht nur eine, teilweise notwendige, Abkoppelung von inflationären Realwährungen möglich, sondern auch die Geldschöpfung mit regionalen auf anderen Tauschbeziehungen basierenden lokalen Wirtschaftskreisläufen.

Das resultierende Öko-System: Kryptowährung als wirtschaftlicher Motor und Blockchain zur administrativen Abwicklung kann dann über seine eigentliche Funktion hinaus Basis für weitere Wirtschaftsbeziehungen sein und einen gesellschaftlichen Anker darstellen.

Abschließende Anmerkungen und Fazit

Prozesse, Aktivitäten und Vorgänge im Bereich der Telecom-Anbieter und Vermittler, welche stark vertrauensbasiert sind, können nennenswerten Nutzen aus der Blockchain durch die neutrale, transparente und vertrauensgeprägte Behandlung von digitalen Assets ziehen.

Grundlage für einen sinnvollen Einsatz ist, dass die abgebildeten Vorgänge wesensbildend vertrauensbasiert sind und nicht eine Verarbeitung von hohen Datenmengen in Echtzeit voraussetzen.

Vorteile scheinen insbesondere bei der Abwicklung und den Prozessen auf Provider-Seite zu liegen.

Vermittler sind stark in das Korsett aus Regulierung und Provider-Vorgaben eingebunden. Synergien und Vorteile aus der Anwendung der Blockchain können sich für diese erst dann ergeben, wenn diese Technologie von den bekannten Providern (Telcos, Schufa etc.) bereitgestellt werden oder die Vermittler eigene Ressourcen für Assets auf Basis der Blockchain schaffen, um unvoreingenommen über diese zu kooperieren und damit die bisherigen „walled gardens“ verlassen.

Quellen und weiterführende Links

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