Das Angebot von IT-Dienstleistungen und Produkten ohne auf deren echte oder vermeintlichen Fähigkeiten zur Digitalisierung hinzuweisen, ist derzeit kaum mehr vorstellbar. Zu jeder Gelegenheit wird der Begriff „Digitalisierung“ bemüht und meist in trauter Zweisamkeit mit dem „Internet of Things“ genannt. Den höchsten Grad der Kennerschaft erreicht man dabei, wenn man die Begriff noch mit Meta-Etiketten („hashtags„) #digitalisierung und #iot bezeichnet. Auch ich tue dies, da sie zusätzliche Aufmerksamkeit versprechen.
Abseits dieser kulturpessimistischen Einleitung möchte ich in diesem kurzen Einwurf allerdings auf einen in dieser Diskussion häufig vernachlässigten Partner hinweisen, ohne den die ganze Digitalisierung und die Masseninformatisierung kleiner Dinge gar nicht sinnvoll wäre: der Vernetzung und deren positive Effekte gem. dem Metcalfeschen Gesetz.
- Aussage: Die Anzahl von möglichen Verbindungen zwischen den Netzteilnehmern wächst im Quadrat der Anzahl der Teilnehmer.
- Aussage: Der vom Netzwerk für alle geschaffene Wert wächst im Quadrat zu den Nutzern.
Deshalb wächst der „Wert“ von großen Netzwerken ab einem gewissen Punkt sprunghaft und distanziert alle anderen Mitbewerber, z.B. Facebook vs. mySpace.
Sieht man sich die Erläuterung des Begriffes „Digitalisierung“ in der Wikipedia an, kommt man schon ins Grübeln, ob damit das Selbe gemeint ist, was man sonst im Netz und in der Fachliteratur meint verstanden zu haben. Dort geht man davon aus, dass Digitalisierung die Überführung von analogen Inhalten ins Digitale (Signal/Information/Speicher etc.) bedeutet.
Und tatsächlich beschreibt der Begriff „Digitalisierung“ nur die Lesbarmachung von Informationszuständen über elektronische Geräte; wenn man vom Internet of Things spricht, dann kommt die Dimension der massenhaften Verbreitung hinzu. Die daraus gewonnenen Informationen (bspw. Maschine an oder aus, Geschwindigkeit eines Autos bei x km/h, Puls bei 160 Schlägen die Minute usw.) sind für sich nicht oder nur beschränkt sinnvoll und lokal verwendbar.
Die quantitative Zunahme von elektronisch lesbaren Informationen über Sub- und Objekte entfaltet aber nur dann die herbeigesehnte positive Wirkung, wenn diese zueinander in Beziehung gesetzt, also vernetzt werden können. Die dabei entstehenden Effekte hat Robert Metcalfe 1980 versucht zu beschreiben. Kernaussage seiner These (er sprach nie von einem Gesetz) ist, dass „der Nutzen eines Kommunikationssystems proportional zur Anzahl der möglichen Verbindungen zwischen den Teilnehmern (also etwa dem Quadrat der Teilnehmerzahl) wächst, während die Kosten nur proportional zur Teilnehmerzahl selbst wachsen.“
Obwohl auch Kritik an dieser These besteht, umschreibt sie hinlänglich gut, dass die zunehmende Durchdringung unseres Alltags mit elektronischen Informationsaufzeichnen nur dann sinnvoll ist, wenn wir es verstehen, diese auch sinnvoll miteinander in Beziehung zu setzen. Dann überwiegt auch der Nutzen die Kosten für die Bereitstellung dieser meist aufwändigen Infrastruktur. Standards, Analyse der gewonnen Datenmengen (z.B. mit Big Data-Ansätzen) und die massenhafte Abbildung von kleinsten Einheiten (Internet of Things) können dann auf diese Grundlagen aufsetzen und die erhofften Aussagen abbilden.
Kurz zusammengefasst, sollte man bei Nutzung der aktuellen IT-Schlagworte (Buzz Words) „Digitalisierung“, „Internet of Things“ usw. immer die Notwendigkeit der Vernetzung der digitalisierten Dinge im Auge haben, damit sich die erhofften positiven Effekte der fortschreitenden IT-Durchdringung des Alltags auch wirklich einstellen.